Das Herz des Kaffeehandels

07. November 2016

Brasilien!!! Warum und wieso bereits wieder Brasilien?

Weil Brasilien das grösste und wichtigste Anbauland für Kaffee ist. Weil Brasilien neben den USA der grösste Konsument von Kaffee ist und weil Brasilien vielfältige Kaffees produzieren kann. Von Robustas welche oft zu löslichen Kaffees verarbeitet werden, bis zu Spezialitäten Kaffees, die weltweit bei Gourmet Röstern in der Rösttrommel landen. Brasilien ist Kaffee und Kaffee ist Brasilien.

In Santos befindet sich das Herz des brasilianischen Kaffeehandels. Hier spürt man den Pulsschlag förmlich. Alle Venen und Adern des Kaffeehandels von Brasilien kommen hier zusammen. 
  • Der grösste Teil des Kaffees wird vom Hafen in Santos verschifft
  • Die meisten Exporteure haben ein Büro in der Nähe des Hafens
  • Ein grosser Teil der Qualitätskontrolle wird in Santos gemacht
  • Von keinem anderen Hafen in der Welt, wird so viel Kaffee verschifft wie ab Santos


Das emsige Treiben ist in diesen Tagen sehr ausgeprägt. Eine grosse Arabica-Ernte konnte in den letzten Wochen und Monaten geerntet werden. Gute Wetterbedingungen während der Ernte haben eine aussergewöhnlich gute Qualität hervor gebracht. In Verbindung mit den stark gestiegenen Kursen an den Kaffeebörsen in London und New York und den  vorteilhaften Wechselkursen der brasilianischen Währung, herrscht Goldgräberstimmung in Santos. Die internen Preise für Kaffee schiessen in die Höhe und viele Produzenten und Bauern können ihre Kaffees weit über den Produktionskosten verkaufen. Es soll ihnen gegönnt sein. „Gott ist Brasilianer“ ist ein altes Sprichwort in der Kaffeewelt. Wenn man die aktuelle Situation betrachtet, mag das nicht ganz falsch sein.


Einen grossen Anteil an den aktuell hohen Preisen ist jedoch hausgemacht in Brasilien. So gross die Erntezahlen beim Arabica in Brasilien auch sind, beim Robusta, welcher zu besten Zeiten gegen 30% der Kaffeeproduktion in Brasilien ausmachte, sieht die Welt etwas anders aus. In den Anbauregionen herrschte in den letzten Jahren ein grosses Defizit an Niederschlägen. Tiefpunkt war die Trockenheit in der zweiten Hälfte vom 2015, welche sich weit ins 2016 zog. Der Verlust an der aktuellen Ernte ist gross. So sind die Mengen um über 40% eingebrochen gegenüber den besten Jahren. Und die Aussichten für die kommenden Monate sind nicht viel besser. Auch gute Regenfälle in den nächsten Wochen und Monaten, können die fehlende Feuchtigkeit in den Böden nicht kompensieren. Das Defizit ist einfach zu gross. So ist es wohl noch etwas früh für Ernteprognosen für das kommende Jahr, nur - perfekte Konditionen sehen anders aus.
Für die lokale Kaffeeindustrie, welche sich in den letzten Jahren zu grossen Teilen mit brasilianischen Robustas versorgte, ist nun auf einen Schlag zu wenig Kaffee vorhanden. Import von grünem Kaffee ist in Brasilien nicht erlaubt. Es gibt somit für die brasilianischen Röstereien keinen Ersatz aus Vietnam oder Indonesien. Es darf nur lokaler Kaffee zum eingesetzt werden. Dies führte dazu, dass die Preisspirale unaufhörlich nach oben gedreht wurde. Brasilianische Robustas wurden teurer gehandelt als Arabicas und die qualitativ schlechten Arabicas fanden auf dem lokalen Markt reissenden Absatz. Somit konnten die brasilianischen Robusta Produzenten trotz der Ernteausfällen einen grossen Teil der Mengenverluste mit hohen Preisen kompensieren  - „Gott ist trotzdem Brasilianer“…