Kooperative: Gemeinsam stark

10. November 2016

Die Kaffeeproduktion in Brasilien unterscheidet sich in vielen Punkten von jener in anderen Ländern. Vieles ist grösser und oft auch professioneller. Anders als in anderen Ländern organisieren sich die Bauern in Gruppen und Kooperativen. Schon früh wurde erkannt, dass man gemeinsam stärker auftreten kann. Oder vielleicht liegt es daran, dass die brasilianischen Bauern von allen produzierenden Latinos am europäischsten denken und handeln.

Es gibt Kooperativen welche sehr lose organisiert wird. Manche konzentrieren sich auf das gemeinsame Kaffee kaufen, lagern und Marktinformationen austauschen. Es gibt jedoch eine beträchtliche Zahl an Kooperativen, die viel weiter gehen. Der Kaffee wird nicht nur an einem zentralen Ort gelagert, sondern wird von der Kooperative verarbeitet, separiert und exportfähig gemacht. Einige machen dies schon seit Jahren und haben sich ein grosses Netzwerk an Kunden aufgebaut. Die Kooperative tritt dabei als Exporteur auf. In den letzten Jahren sind so Gruppierungen entstanden, welche mengenmässig gleich viel Kaffee verkaufen wie Costa Rica oder Guatemala als ganzes Land!


Viele Bauern erhalten von der Kooperative auch Beratung. Agronome welche von der Kooperative angestellt sind besuchen und unterstützen die Farmen regelmässig. Auch erhalten die Bauern finanzielle Beratung. Einige Kooperativen haben sogar eine eigene Bank. Die Bauern können sich dort günstig mit Krediten zur Vorfinanzierung der Ernte eindecken. Dabei profitieren die Bauern von sehr tiefen Zinssätzen, da die brasilianische Regierung die Kooperativen unterstützt. Auch können sich die Bauern bei vielen Kooperativen gegen gewisse Wetterrisiken mit Versicherungen abdecken. So sind sie bei extremen Ereignissen finanziell abgesichert. Dies sind Vorteile, von denen die Bauern in anderen Kaffeeländern nicht einmal träumen können. Die brasilianische Landwirtschaft scheint einen Vorsprung von Lichtjahren zu haben.

Was bei den heutigen volatilen Rohstoffmärkten immer wichtiger ist, ist der richtige Zeitpunkt des Verkaufs der Ernte. Auch hier bietet die Kooperative Unterstützung. Auf der einen Seite erhalten die Bauern viele Informationen zum Kaffeemarkt, mögliche Entwicklungen und Risiken werden aufgezeigt. Auf der anderen Seite gibt man den Bauern die Möglichkeit, einen Teil von kommenden Ernten bereits im Voraus zu verkaufen. Dies macht vor allem dann Sinn, wenn der Kaffeepreise ungewöhnlich hoch sind und deutlich über den Produktionskosten liegen. Die Kooperative sichert sich mit einem Absicherungsgeschäft ab (Waren-Termin-Verkauf an den Rohstoffbörsen) und kann so den Bauern gute und stabile Preise für die nächsten Ernten garantieren. Dies gibt den Bauern die Möglichkeit, ihre finanzielle Zukunft auf mehrere Jahre zu planen. Dies ist nachhaltig!


Viele Bauern konnten so in den letzten Jahren zum Teil beträchtlich wachsen und ihre Farm modernisieren. Stolz holen die Bauern ihre Familienfotos aus dem Schrank und zeigen, wie die Farm noch vor 20 Jahren ausgesehen hat. Zum Teil werden unglaubliche Veränderungen offensichtlich. Auch die Familien profitieren von diesem Boom, da genügend Geld vorhanden ist, um die Kinder an weiterführende Schulen oder Universitäten zu schicken. Und so ist es nicht erstaunlich, dass trotz der noch immer kriselnder brasilianischen Wirtschaft zumindest die Kaffeebauern positiv in die Zukunft schauen.