Fortschritt auf La Laguna

Was hat sich im letzten Jahr an diesem für uns speziellen Ort getan?


08.03.2017

Vor ziemlich genau einem Jahr war ich zum letzten Mal auf La Laguna. Was hat sich wohl seit dieser Zeit verändert? Wie ist die Situation vor Ort? Viele Fragen gehen mir durch den Kopf auf der Fahrt von San Pedro Sula hoch nach La Laguna. Mit zwei Autos sind wir unterwegs. Plötzlich fährt Gerardo, der  vor uns fährt, auf halber Strecke rechts ran. Der weisse Rauch, der aus der Motorhaube steigt, verheisst nichts Gutes. Für den alten Pick-up endet hier die Reise, der ganze Anstieg und die staubigen Strassen waren zu viel und es geht mit einem Auto weiter.

Nach rund 2 Stunden Fahrt kommen wir auf La Laguna an. Alles ist irgendwie vertraut und bekannt – irgendwie wie „Heim kommen“. Das Beneficio, der kleine Lebensmittelladen, die Häuser, alles ist mir vertraut. Ich interessiere mich jedoch für das Neue. Sogleich mache ich mich auf den Weg ins Benefico.  Mir wird zuerst der neue Buchhalter vorgestellt. Ein Punkt, dem in der Vergangenheit sicher zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Die Kaffeekirschen und der Pergamino der angeliefert wird, muss akribisch gewogen und die Feuchtigkeit kontrolliert werden. Nur so kann am Ende der Erntezeit eine genaue Auswertung über Effizienz und Kosten des Beneficios erstellt werden. Ich bin schon Mal positiv überrascht.

Der Weg führt mich ins Beneficio weiter, eine Treppe hinunter. Sofort fallen mir die neuen Entpulpungs-Maschinen auf, deren farbige Erscheinung ins Auge sticht. Ich lasse mir die Funktionsweise der Maschinen, welche aus Kolumbien stammen, erklären. Ein grosser Vorteil der neuen Anlage liegt im Wasserverbrauch, welcher mit 80% drastisch gesenkt werden konnte. Die neuen Entpulper arbeiten zudem sehr präzise, was die Qualität in Zukunft positiv beeinflussen wird.
Weiter geht der Rundgang zum Ort, wo die entpulpten Kirschen getrocknet werden. Hier sticht die grösste Veränderung ins Auge: der neuer Trockner. Doch nicht nur der Trockner ist neu, so musste zum Beispiel auch der Ofen, welcher den Trockner beheizt, verschoben und mit einem weiteren Zuluft Rohr ergänzt werden. Weiter musste die Zuleitung für die Elektrizität auf Grund des höheren Strombedarfs angepasst werden. Dies alles wurde landestypisch pragmatisch und mit einer lösungsorientierten Gelassenheit vorgenommen.

In einem kleinen Nebenraum steht ein kleiner Handröster und eine Mühle. Auch wenn der Raum immer noch etwas leer und verlassen ausschaut, hat sich hier in den letzten Wochen Spannendes zugetragen. Zusammen mit den Angestellten des Beneficios, die die Maschinen Hobby-mässig brauchen und den Kaffee für den Eigengebrauch „rösten“ hat Philipp eine Röstformel entwickelt, die den Kaffee nicht verbrennt. In Zukunft werden hier hoffentlich noch weitere Aktivitäten stattfinden, die den Bezug der Leute zum Kaffee stärken und vielleicht sogar eine Kaffeekultur entstehen lassen. Nebenan wird gerade ein LKW mit getrocknetem Kaffee beladen. Es sind nicht mehr so viele Säcke wie im Dezember und Januar, denn die Ernte neigt sich dem Ende entgegen. Wenn man in die Gesichter vieler sieht, scheint die Erleichterung gross zu sein, eine weitere Ernte „überstanden“ zu haben. Honduras ist prozentual das Land mit dem grössten Wachstum, was den Kaffeeanbau betrifft. Doch was nützt das grosse Wachstum auf dem Feld, wenn eine qualitativ einwandfreie Verarbeitung nicht sichergestellt werden kann…Das wird die Herausforderung der nächsten Jahr sein. Nicht nur hier auf La Laguna, sondern in ganz Honduras.

Nach einer kurzen Stärkung geht es mit dem einen Pick-up der übrig geblieben ist raus auf die Felder. Nach der Ernte, welche dieses Jahr sehr üppig ausgefallen ist, sehen die Bäume recht mitgenommen aus. Die nahende Regenzeit wird da sicher Abhilfe schaffen. Die holprige Fahrt führt uns hoch bis ganz hoch auf den Berg. Hier auf ca. 1‘300 Meter über Meer gibt es noch Kaffeekirschen an den Bäumen und es wird noch gepflückt. Auf dem Rückweg fahren wir an der Modellfarm vorbei. Hier werden die neusten Anbaumethoden getestet. Die Farm liegt bewusst an einer Strasse, im Herzen des Anbaugebiets. So sind die Felder für alle Interessierten einfach zu erreichen und einzusehen. Ein Trend, den es in den nächsten Jahren zu beachten gilt, ist die Reduktion der Bäume per Hektar. So wurden früher bis zu 6‘000 per Hektare gepflanzt. Neu sind es noch 4‘500. Dies hat zur Folge, dass die Pflanzen mehr Licht bekommen und so optimale Bedingungen vor finden.

Die Zeit vergeht wie im Fluge und es wird Zeit, sich zu verabschieden. Schliesslich wollen wir noch bei Tageslicht zurück fahren. Auf der Rückreise nach San Pedro Sula bleibt viel Zeit für Gedanken und ein Fazit: Unglaublich, was sich in den letzten 12 Monaten auf La Laguna entwickeln konnte. Viele neue Maschinen stehen im Beneficio. Diese müssen noch aufeinander abgestimmt werden und zum Teil müssen auch noch gewisse Dinge ergänzt werden. Das Ganze erinnert an das Spielen mit Lego Bausteinen: Das Aufbauen dauert meist länger als das Spielen und kommt fast nicht zum Abschluss. Immer wieder müssen Dinge ergänzt und erweitert werden. Denn die Menge an Kaffee, welche auf La Laguna angeliefert wird, wird sich in den nächsten Jahren verändern. Ich freue mich bereits jetzt auf die Rückkehr an diesen Ort, der auf mich eine magische Kraft ausstrahlt.