"Tchau Brasil"

11. November 2016

Bereits ist der letzte Tag der Brasilien-Reise angebrochen. Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht. Eigentlich wäre jetzt der richtige Zeitpunkt für ein „résumé“ zu ziehen oder sogar eine Prognose darüber zu wagen was in den nächsten Jahren in Brasilien noch alles geschehen wird im Kaffee. Doch davor werde ich mich hüten. Zu gross ist das Land, zu weit die Distanzen und zu vielfältig die Menschen in Brasilien.
Die Gastfreundschaft und die Offenheit der Brasilianer riesengross. Reisenden wie mir wurde immer wieder die Tür geöffnet. Mehrmals durfte ich für einen Tag oder eine Nacht Teil der Familie sein. Viele Bauern sind stolz auf das Geleistete. Die Geschichte der Farm wird oft mit der Geschichte der Familie erzählt. Die Entwicklung ist unglaublich. Die Mechanisierung schreitet dabei unaufhörlich voran. Auf einer Farm, welche sich auf dem neusten Stand der Technik befindet, bewirtschaftet ein festangestellter Arbeiter bis zu 15 Hektaren Land. Bei einem durchschnittlichen Ertrag von 2‘500 KG per Hektare sind das über 37 Tonnen Kaffee pro Arbeitskraft! Solche Relationen sind in anderen Kaffee Anbauländer unvorstellbar. Trotz dieser enormen Veränderung spürt man bei den Bauern noch die Verbundenheit zum Produkt. Auch wenn die Farmen hier grösser sind als in anderen Ländern. Ein Kaffeebauer bleibt ein Kaffeebauer und nichts macht die Produzenten so Stolz, wie den selbst produzierten Kaffee mit Freunden zu trinken.

Das Leben in Brasilien wird auch in Zukunft herausfordernd bleiben, sei es auf dem Land oder in der Stadt. Vor allem Letzteres scheint mir eine grosse Challenge. Während viele Leute auf dem Land von den guten Exportpreisen der Agrarprodukte profitieren, steigen in der Stadt die Preise für Konsumgüter. Die Wirtschaft kommt nicht in die Gänge. Vielen Firmen geht es schlecht und die Arbeitslosigkeit ist mit ca. 8.5% so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Es gibt viele junge,gut ausgebildete Leute, die keine Arbeit finden. Das ist sehr frustrierend und fördert soziale Unruhen. Kriminalität gehört leider in vielen Städten zum Alltag. Viele haben das Vertrauen in die Politik verloren und Städte versinken im Verkehrschaos.

Brasilien bietet so viele Gegensätze. Romantische Kaffeeplantagen sind nicht weit vom Grossstadt-Dschungel entfernt. Den Lärm und den Gestank der Grossstadt kann man in wenigen Stunden hinter sich lassen. Zumindest ist die Situation im Kaffee in Brasilien aussergewöhnlich positiv. Überall  wird investiert. Lagerhäuser schiessen wie Pilze aus dem Boden. Firmen expandieren und ziehen um, weil sie nicht über genügend Büroräumlichkeiten verfügen. Auf den Farmen wird optimiert und neue Bäume gepflanzt. Auch wenn noch nicht alles Gold ist was glänzt, hilft die positive Situation im Kaffee, die wirtschaftlich schwierige Lage in Brasilien zu verbessern.

Kaffee ist und bleibt eine Passion und ist mit keinem anderen Rohstoff auf der Welt zu vergleichen. Genuss trifft auf Leidenschaft. Eine einzigartige Verbindung in der heutigen Wirtschaftswelt. Eine Verbindung welche sich vom Kaffeeproduzenten, zum Exporteur auf den Röster überträgt. Dies alles im Auftrag des guten Geschmacks.