Café de Galapagos

21. Februar 2016

Heute geht es in aller Früh von Bogota aus weiter nach Galapagos. Galapagos? Ja – hier gibt es tatsächlich Kaffee. Hinter dem “Café de Galapagos” verbirgt sich eine spannende Geschichte, über die es in den nächsten Tagen mehr herauszufinden gilt.

Bereits am Flughafen in Guayaquil ist zu spüren, dass die Galapagos-Inseln etwas Besonderes sind. Die Einreise ist nicht nur mit einer happigen Parkgebühr von 140 USD verbunden, sondern auch mit zusätzlichen Formalitäten und Checks des Reisegepäcks. Nach einem ziemlich langen Einreiseprozedere treffe ich auf den freundlichen, aber zurückhaltenden Wilson Gonzalez (Besitzer der Kaffee-Plantage „El Cafetal“, die einzige grössere Kaffeeplantage auf Galapagos) sowie Nicolas, der vor Ort lebt und für das Management der Farm zuständig ist. Nach einem traditionellen Ceviche besuche ich mit Nicolas das Centro de Interpretación in San Christobal, eine Art Museum. Ziel ist es, mehr über die Inseln und deren Geschichte zu erfahren. Nicolas, der in ursprünglich „Management maritimer Nationalparks“ studiert hat, spielt den persönlichen Guide und weiss erstaunlich viel zu erzählen – über die Entstehung der Inseln, deren Vergangenheit und Tierwelt.

Die Galapagos Inseln

Die Galapagos-Inseln liegen rund 1050km westlich von Ecuador mitten im pazifischen Ozean. Das Insel-Archipel vulkanischen Ursprungs besteht aus 13 grösseren und rund 100 winzigen Inseln. Bevor die Inseln 1832 von Ecuador annektiert und zur Besiedlung freigegeben wurden, strandeten hier spanische Seefahrer,  die aufgrund der starken Strömungen vom Kurs abgekommen waren. Hier fanden sie nicht nur Trinkwasser, sondern auch genügend Nahrung, z.B. die bekannten Riesenschildkröten (spanisch: Galapago=Panzer der Riesenschildkröte) und Seelöwen. Später dienten die Inseln als Zufluchtsort für Piraten, die während der Kolonialzeit mit Gold beladene Schiffe der Spanier überfielen.

Iguana Marina
Von den 13 Inseln sind lediglich 5 bewohnt; San Christobal, Santa Cruz, Isabela, Floreana und Baltra. Seit 1959 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, sind über 95% der Insel-Fläche Naturschutzgebiet. Aufgrund ihres vulkanischen Ursprungs ihrer Abgeschiedenheit ist auf Galapagos eine grosse Vielfalt endemischer Arten zu finden (Pflanzen und Tiere, welche es nur hier gibt). Die grosse Distanz zum Festland ist eine natürliche Barriere; viele Tiere vom Kontinent können nur schwer nach Galapagos gelangen. Die hier entstandene Fauna und Flora ist einzigartig und hat sich über Jahrtausende entwickelt und den Lebensbedingungen auf Galapagos angepasst. Sogar Darwin ist 1835 auf die Inseln gekommen, um wissenschaftliche Beweise für seine Evolutionstheorie zu finden (wie können sich Arten über Jahre entwickeln und dadurch neue Arten entstehen?). Seit den 1940er Jahren war die Bevölkerung stark gewachsen und Flächen wurden verstärkt für die Landwirtschaft umgenutzt. Galapagos wurde zum Schmelztiegel ecuadorianischer Einwanderer. Die sensiblen Ökosysteme waren jedoch durch das Bevölkerungswachstum und die Einfuhr von Tieren (insbesondere Ziegen, die schliesslich per Helikopter gejagt werden mussten) und Pflanzen aus dem Festland zunehmend bedroht. Zwischen 2007 und 2010 war das Naturerbe von der UNESCO als gefährdet eingestuft und wurde auf der roten Liste geführt. Die Folge war die Einführung strenger Gesetze zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt. Dies beinhaltet heute ein Verbot industrieller Fischerei, Massnahmen zur Beschränkung der Einwohnerzahlen und Tourismus, Verbot von Industrie, Kontrollen bei Importen, die strenge Regulierung von Bauprojekten sowie der strenge Schutz des Nationalparks. Auch im Bereich Landwirtschaft gibt es Gesetzte was die Einfuhr von Pflanzen anbelangt.

Landwirtschaft auf Galapagos

Blick auf die Landwirtschaftszone
Galapagos setzt sich stark dafür ein, seine endemischen Pflanzen und Tiere vor importierten, invasiven Spezies zu schützen. Es ist deshalb nicht erlaubt, Pestizide oder starke Düngemittel zu importierten. Die Landwirtschaft wird mehrheitlich biologisch betrieben. Um die Einfuhr invasiver Spezies weiter einzudämmen versucht die Regierung, den lokalen Anbau von Nahrungsmitteln zu fördern. So müssen weniger Früchte und Gemüse, oft Träger von Schädlingen (wie zum Beispiel die Fruchtfliege),  eingeführt werden. Erst kürzlich wurde auf San Christobal in diesem Zusammenhang ein grosses Becken mit Wasser für die Installation von Bewässerungssystemen gebaut. Die Bemühungen der Regierung haben bis jetzt aber noch nicht richtig gefruchtet, denn Landwirtschaft auf Galapagos ist aufgrund der klimatischen Bedingungen, den Restriktionen in Bezug auf Pflanzenschutz und Dünger sowie den hohen Arbeitskosten so kostspielig, dass sich der Anbau von Nahrungsmittel für den lokalen Konsum für viele Landbesitzer schlicht nicht lohnt.

Café de Galapagos

Galapagos Coffee am Flughafen
Kaffee wird auf den zwei Inseln San Christobal und Santa Cruz angebaut. Ursprünglich eingeführt im Jahre 1879 durch Manuel Cobos, dem ersten Besitzer von San Christobal, wurde ab den 1930er Jahren auch in Santa Cruz Kaffee gepflanzt. Bis heute ist Kaffee aus Galapagos eine Rarität. Jährlich werden nur rund 150 Tonnen Kaffee exportiert. Die einzige grosse und  älteste Plantage auf Galapagos ist die Hacienda „El Cafetal“. Von hier stammt 100% des Exportkaffees aus San Christobal. Mengenmässig kommen insgesamt rund zwei Drittel des Café Galapagos von dieser Plantage. Der andere Teil wird von Kleinbauern in Santa Cruz produziert. Exportiert wird der gesamte Kaffee von der Familie Gonzalez. In der ecuadorianische Familie hat der Kaffeeanbau und  -export Tradition. Ihr gehört nicht nur die Plantage „El Cafetal“, die Familie setzt sich seit Jahren für die Erreichung exzellenter Kaffeequalität ein und hat deshalb die Marke „Galapagos Coffee“ aufgebaut und eingeführt. Mit viel Leidenschaft kümmert man sich hier um die Erreichung der Qualitätsstandards und den Export dieses speziellen Kaffees.

Beim aktuellen Besuch steht die Hacienda „El Cafetal“ auf San Christobal im Zentrum. Grund genug, um noch ein wenig detaillierter über die Besonderheiten von San Christobal zu berichten…

San Christobal

Jede der Galapagos-Inseln hat einen eigenen Charakter. San Christobal hat rund 7000 Einwohner und ist die älteste aller Inseln. Von der vergleichsweisen kleinen Insel werden rund 16% genutzt, 74% sind Naturschutzgebiet. 

Hier einige Besonderheiten dieser Insel:
  • Die Einzige Insel mit Süsswasser: Verschiedene Faktoren spielen in Bezug auf Süsswasser zusammen. Da San Christobal älter ist als seine Nachbarsinseln, sind Böden und Gestein aufgrund der Erosion weniger durchlässig (hoher Grad an Impermeabelität). Das Regenwasser sammelt sich in unterirdisch und kommt als Quellwasser wieder an die Oberfläche. Die relativ hohen Berge und der immer noch vorhandene Wald sorgt dafür, dass hier regelmässig Regen fällt. 
Die Highlands von San Christobal - hier regnet es fast täglich, das Wasser sammelt sich
Der Kratersee El Junco
  • Die Insel der vielen Mikro-Klimas: Durch die Lage mitten im Ozean entstehen eine Vielzahl von Mikroklimas auf kleinstem Raum. Aufgrund des kühlen Humboldt Stroms herrscht auf einer Höhe von 300-500 M.ü.M. ein Klima, welches einer Höhe von normalerweise 1200-1300 M.ü.M. entspricht. Die für Landwirtschaft geeignete Fläche beschränkt sich auf einen relativ schmalen Gürtel mit subtropischem Klima rund um die Hügel der Insel (ehemalige Vulkane). Vom Kratersee El Junco aus lassen sich die verschiedenen Vegetationen beobachten.
Blick Richtung Meer. Der dunkelgrüne Landstrich: Landwirtschaftszone
  •  Die Insel der Seelöwen: Während die Insel Santa Cruz für die Riesenschildkröten und die Insel Isabela für die Pinguine bekannt ist, gehört San Christobal ganz den Seelöwen. Sie belagern nicht nur Strände und Buchten, sondern legen sich auch auf die Parkbänke entlang der Flanierzone oder machen es sich auf einem der zahlreichen Bötchen im Hafen gemütlich.




  • Die politische Hauptstadt und wichtige Wirtschaftszweige: In San Christobal befindet sich der Sitz der lokalen Regierungsbehörde. Aufgrund der strengen Kontrollen und Regulierung arbeitet hier ein wichtiger Teil der Bevölkerung von San Christobal bei Behörden. Das zweite wichtige Standbein ist der Tourismus. Gastronomie, Hotels, Guides für Tagestouren und Taxifahrer (auf San Christobal verkehren keine Busse) braucht es hier viele. Nicht zuletzt gibt es einige Fischer. Da industrielle Fischerei verboten ist, sind die Fischbestände noch relativ gesund und die Fischer fangen mit verhältnismässig wenig Aufwand Fisch und Meeresfrüchte. Vor diesem Hintergrund ist die Arbeit in der Landwirtschaft wenig attraktiv, es ist dementsprechend schwierig Personal zu finden. Die Löhne sind für den Landwirtschaftssektor überdurchschnittlich hoch.

Auf Galapagos spielt sich das ganze Leben etwas langsamer ab. Die Menschen hier wissen um ihr Paradies. Diverse Male sagt man mir: „En el mar, la vida es más sabrosa (Ein Leben am Meer ist einfach besser). Mercy, die Schwester von Wilson Gonzalez, erzählt mir wie schwierig es hier ist, tüchtige Arbeiter für ihre Finca mit Vieh zu finden. Die Inselbewohner hätten ein Glück, ihr Geld auf relativ bequeme Art und Weise zu verdienen, sei es als Taxifahrer, Tourguide, Beamter oder als Fischer. In der Landwirtschaft arbeiten sei hier vielen zu anstrengend…


Blue-footed booby
Riesenschildkröte in der Aufzuchtstation



Diese Iguanas können schwimmen!