En el Huila

18. Februar 2016

Tagwach ist heute erneut 5 Uhr in der Früh. Von Bogota aus fliegen wir nach Neiva, die Provinzhauptstadt vom Departamento Huila. Mit rund einer halben Million Einwohner ist Neiva die wichtigste Stadt des Südens von Kolumbien. Von Neiva aus geht die Reise weiter nach Garzon und Pitalito. Noch vor 15 Jahren wäre dieser Trip nicht möglich gewesen. Die Region grenzte an das Rückzugsgebiet der FARC (Guerilla). Wir kommen am Ort vorbei, an dem damals  Wir kommen am Ort vorbei, an dem damals ein entführtes Flugzeug zur Landung auf der Landstrasse gezwungen wurde mit den Ziel, einen darin sitzenden Lokalpolitiker zu entführen. Skuril daran: an genau dieser Stelle gibt es heute ein Restaurant mit dem Namen „El Aeropuerto“. Die Lage hat sich heute weitgehend entspannt, unser kugelsicheres Fahrzeug kann glücklicherweise als Relikt alter Zeiten angesehen werden.

Huila ist eines der südlichsten und höchstgelegenen Anbaugebiete Kolumbiens. Im ganzen Land wird der Kaffee mehrheitlich von Kleinbauern angebaut, die im Zuge der Landreform ein Grundstück erhalten haben. Trotz der geringen Grösse der Plantagen verfügen die Mehrheit der Bauern über eigene, kleine Verarbeitungsanlagen. Zusammen mit einer langen Kaffeetradition in der Region und der staatlich organisierten Unterstützung durch die Federación Nacional de Cafeteros (FNC) entstehen edelste Hochlandkaffees.
In den letzten Jahren ist das Wetter extremer geworden; die Trockenperioden waren stärker und länger als sonst, die Regenzeit von ungewöhnlich intensivem Regen geprägt. Für die aktuelle Ernteperiode hatte die Trockenheit besonders drastische Auswirkungen. Durch die Hitze konnte sich der Broca-Käfer viel schneller als sonst vermehren und hat so einen bedeutenden Teil des Kaffees beschädigt. Letzterer ist auf Kaffeeplantagen der schlimmste Schädling; er nistet sich in der Kaffeekirsche ein und legt seine Eier in die reifenden Kaffeebohnen. Die Larven zerstören die Kaffeebohne oder lassen ein schwarzes Loch zurück. Beschädigte Bohnen können nur noch zu niedrigen Preisen verkauft werden.

Nach rund drei Stunden Fahrt kommen wir im Städtchen Pitalito an. Von hier aus sind die Kaffeeplantagen nicht mehr weit entfernt. Wir besuchen heute Nachmittag zwei Kaffeebauern und erhalten einen ersten Eindruck in den Kaffeeanbau Huila’s.

Jose Arnubio Campos‘ Plantage liegt auf einer Höhe von 1645 M.ü.M. und ist 3 Hektaren gross. Noch vor Ankunft auf der Plantage fällt uns eine Besonderheit  auf: die Kaffeebäume hier tragen Blüten, unreife - grüne Kirschen und reife - rote Kirschen , alles gleichzeitig! Dies ist nur bei einem stabilen Klima mit regelmässigen Regenfällen möglich. So kann in vielen Anbaugebieten Kolumbiens zweimal im Jahr Kaffee geerntet werden.  Bei der Varietät Castillo ist dieses Phänomen ausgeprägt. Besonders für die Kleinbauern hat dies ein regelmässiges Einkommen zur Folge. Gleichzeitig besteht darin aber auch die Herausforderung, die Roya richtig zu behandeln. Die Roya kann nur bis 120 Tagen nach dem Blühen behandelt werden. Bei ganzjährlichem Blühen des Baums ist es nicht einfach, den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen.
Jose Arnubio beeindruckt uns, vor allem wegen seinem betriebswirtschaftlichen Denken und seinem Enthusiasmus. Er kann als lokaler Leader  bezeichnet werden und hat ein Grupo Asociativo (Bauerngruppe) gegründet. Diese Bauernvereinigungen sind vor allem hier im Huila sehr verbreitet. Die Bauern treffen sich regelmässig, um sich auszutauschen und versuchen mit vereinigter Kraft an finanzielle Mittel von Regierung für Entwicklungsprojekte zu kommen. Als nächstes Projekt ist die Beschaffung eines modernen Abwasser-Filter-Systems sowie eine solide Überdachu
ng des Treibhauses für die Trocknung der Kaffeebohnen geplant. Letztere befinden sich hier in Kolumbien aufgrund der Platzverhältnisse oft auf dem Dach der Bauernhäuser.  Ein weiterer interessanter Punkt: Jose und seine Frau und Töchter sind alle daran, an der Fernuniversität von Pitalito via Internet von zu Hause aus zu studieren. Jose hat erst im Erwachsenenalter die Matura gemacht; ebenfalls per Fernstudium.  


Nach dieser kurzen Visite bei Jose gehören wir schon fast zur Familie

Nach einer heissen Schokolade mit Käse (ein typisches „Zvieri“ in Kolumbien) fahren wir zum 65-jährigen Sebastian. Er kam vor 29 nach Pitalito und hat sich ein Stück Land gekauft. Seine Kinder sind heute erwachsen und er führt die Finca allein mit einer seiner Töchter. Von seinen rund 7 Hektaren Land sind 4 Hektaren mit Kaffee bepflanzt. Wir sind vor allem vom äusserst professionellen Farm-Management beeindruckt. Sebastian erklärt uns, dass er ohne grosse Erfahrung die Plantage angelegt hat und in den Anfängen von den Agrarberaten der FNC unterstützt und beraten wurde. Er hat sein Land in 10 Lots unterteilt, wovon jedes anders aussieht – verschiedene Varietäten, alte und junge Bäume etc. Ein Viertel der Plantage wird jedes Jahr stark zurückgeschnitten und trägt erst 2 Jahre danach wieder richtig Früchte. Dies ist eine Form des Risikomanagements. Die Farm überaltert und wird einen regelmässigen Ertrag ab.

Sebastian erklärt und sein Konzept gegen die Überalterung seiner Farm


Der Tag verging wie im Flug. Wir sind gespannt auf morgen…am Abend setzen wir uns nach dem Nachtessen hin, um die letzten Erlebnisse in unserem Blog festzuhalten. Dabei werden wir von traditioneller live Musik aus der Bar um die Ecke begleitet - Video voll aufdrehen:
https://youtu.be/SVoEmlq0aK0