La Libertad

Besuch von Kleinbauern rund um das kleine Dorf „La Libertad“


09.03.2017         

Heute geht es ins Inland von Honduras In Richtung Tegucigalpa. Wir fahren bereits vor 6 Uhr los, damit wir schnell aus San Pedro Sula kommen. Auf der neu gebauten Autobahn kommen wir gut voran. In Comayagua gibt es Frühstück. Hier entsteht ca. 70 Kilometer ausserhalb von Tegucigalpa ein neuer Flughaben für die Hauptstadt von Honduras. Der Anflug auf den bestehenden Flughafen ist gefährlich legendär und kann nur bei klarer Sicht erfolgen. Zu knapp geht es an Bergspitzen vorbei und zu kurz ist die Landebahn. Aus Sicherheitsgründen ist der Umzug des Flughafens nach Comayagua somit sicher sinnvoll.

Wir verlassen die Autobahn und fahren in Richtung La Libertad. Das kleine Dorf am Fusse einer ausgedehnten Hügelkette ist Zentrum einer Kaffeeregion, welche mehr als 10% des Kaffees von Honduras produziert. Jeder Sack dieser Region wird hier im Dorf umgeladen. Ein emsiges Treiben herrscht. Die Region geht bis auf 1‘600 Meter hoch. Die Ernte ist zum grossen Teil abgeschlossen doch kommt noch immer sehr viel Kaffee von den entlegenen Orten ins Dorf herunter. Wir besichtigen eines der lokalen Beneficios. Hier wird praktisch ausschliesslich Parchment angeliefert (entpulpte Kirschen, welche mehr oder weniger vorgetrocknet wurden). Das Gebiet ist sehr weitläufig und so nehmen einige Bauern einen Weg von weit über einer Stunde auf sich, um den nassen Parchment abzuliefern. Während der Haupternte muss das täglich erfolgen, ansonsten nimmt der Kaffee schaden.

Mich zieht es bergwärts, denn ich möchte mehr sehen von diesem Anbaugebiet. Beim Verlassen des Dorfes ist auffällig, wie viele kleine Lagerhäuser an der Strasse stehen; viele mit Kaffee auf dem Vorhof, welcher zum Trocknen ausbereitet ist. Es sind die Sammelstellen der lokalen Intermediarios. Intermediarios sind Zwischenhändler, welche während der Erntezeit mit ihren Pick-ups von Bauer zu Bauer fahren und deren Kaffeekirschen oder Parchment abkaufen. Die Reputation dieser Dienstleister ist jedoch nicht immer die Beste, sei es bei den Bauern, oder zum Teil auch bei den Exporteuren, welche wohl oder übel sich dort eindecken müssen. Besonders die Vermischung der verschiedensten Qualitäten birgt ein hohes Risiko für böse Überraschungen nach Ankauf der Ware. Ohne diese Zwischenhändler wäre es jedoch in Honduras nicht möglich, derart grosse Mengen zu bewegen. Viele Exporteure versuchen mittlerweile bewusst ohne die Intermediarios an den Kaffee zu gelangen. Direkt bei den Bauern. Der Aufbau der Supply Chain ist aufwendig und eine logistische Herausforderung, lohnt sich aber meistens. Denn nur so können die Exporteure sicher eine stabile Qualität sicherstellen.

Die Fahrt geht weiter über Hügel und Täler. Es bieten sich immer wieder atemberaubende Ausblicke über grosse Kaffeeanbaugebiete. Wir halten immer wieder an und sprechen mit Bauern, so zum Beispiel auch mit dem jungen Olvin Morales Guerrero. Seine 10 Hektar grosse Farm warf in diesem Jahr über 3‘200 KG Exportkaffee pro Hektar ab. Das ist ein überdurchschnittlich guter Wert. Und die Bäume sehen prächtig aus. Das Potenzial für die neue Ernte ist bereits gut sichtbar. Ein paar Schauer regen und einige Bäume fangen bereits an zu blühen.

Auf die Frage, ob er noch Schulden bei Zwischenhändlern hat, antwortete Olvin: „No, yo soy libre“ – Nein, ich bin frei. Denn genau diese Schulden können zu einer grossen Abhängigkeit führen. Olvin schaut positiv in die Zukunft und glaubt an die Kaffeeproduktion. Frei sein in „La Libertad“ (die Freiheit).  Der Tag nimmt heute ein schon fast poetisches Ende...