UTZ im Cerado Mineiro

10. Juni 2016

"You do not have to certify the farm, but the mind of the people"


Wir konnten in den letzten Tagen verschiedene UTZ-Produzenten in Araguari und Perdizes besuchen, die uns Kaffeebohnen liefern. Viele der Produzenten bauen neben Kaffee noch weitere Crops an (Soja) oder haben weitere Einkommensquellen in der Stadt. Überhaupt ist auffällig: Die Menschen hier leben in der Stadt und fahren für die Arbeit täglich in Bussen auf die
Gespräch mit der Mitarbeiterin, die für die Dokumentation 
zuständig ist und direkt auf der Plantage lebt.
Plantagen und am Abend wieder zurück. Es scheint, als hat man hier eine Lösung für den allgegenwärtigen Wunsch der ländlichen Bevölkerung nach einem Leben in der Stadt gefunden; Produzenten wie auch Landwirtschaftsarbeiter leben in den Städtchen, die sich in der Nähe der Plantagen befinden.

Die besuchten Bauern sind seit 4 Jahren UTZ-zertifiziert und berichten mit Begeisterung davon. Die Gruppe umfasst insgesamt 11 Produzenten  mit Kaffeeplantagen zwischen 40 und 300 Hektaren. Auch wenn die Einführung schwierig war und eine engere und intensive Zusammenarbeit mit den Farmangestellten sowie infrastrukturelle Massnahmen erforderte (z.B. Renovation der Unterkünfte) sehen die Bauern bedeutende Vorteile: durch die Zertifizierung wurden die Mitarbeiter in vielen Themen geschult und haben mehr Verantwortung erhalten, zum Beispiel in Bezug auf die Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit und Dokumentation. Die Plantagenbesitzer ihrerseits können dadurch besser planen und und steuern. Das Fazit von Gustavo, dem Zertifizierungs-Manager und Agronomen: „You don’t have to certify the farm, but the mind of the people“. Es gehe bei der Zertifizierung um neue Prozesse und Anforderungen, die nur erfolgreich umgesetzt werden können, wenn bei den Verantwortlichen Produzenten, Farm-Managern und Mitarbeitern ein Umdenken stattfindet und sie die Vorteile der Zertifizierung sehen. 

Nun geht eine weitere spannende Reise zu Ende. Vor allem die Professionalität und die riesigen Dimension haben uns beeindruckt – ein grosser Kontrast zum Kaffeeanbau in anderen Weltregionen, wo Kleinbauern auf Kleinstflächen den Kaffee anpflanzen und die Supply Chain Strukturen viel undurchsichtiger und komplexer sind.


Cupping im Office von unseres Lieferanten in Patrocinio. Wie schmeckt „old“, „fermented“, „conilon“, „rio“ oder „riado“?
„Fermented“ ist für jeden Kaffeeliebhaber eine Zumutung...
Besuch einer weiteren Fazenda in Perdizes, rund zwei Autostunden von Uberlandia entfernt.
Patio und Verarbeitungsanlage auf der Farm. Links im Bild eine kleine Nassmühle, die nicht in Betrieb ist...
Diskussion über das Traceability- und Dokumentationssystem der Farm. Die Bewegungen jedes Lots werden hier akribisch dokumentiert. Jede Ladung erhält eine eigene Nummer zur Versteuerung.
Trocknungsanlagen. Die Bohnen werden hier auf 11-12% Feuchtigkeit getrocknet, nachdem sie bereits auf dem Patio vorgetrocknet wurden. Fausregel zur Leistung dieser Trockner: 1% reduzierte Feuchtigkeit pro Stunde im Trockner.
Die stationäre Mühle der Farm. Hier wird die Husk entfernt, bevor die Bohnen zum Warehouse transportiert werden.
Auf dieser Farm werden die Kaffeebohnen in Big Bags abgefüllt und transportiert.

Das Büro der Fazenda. An den Wänden hängen der Farmpläne und zahlreiche Zertifikate. An den Wandregalen stapeln sich die Akten mit Informationen zu allen Lots.
Alle Prozessbeschriebe sind  an der Wandaufgehängt. Unter der Theke sind die Muster der Lots zu sehen. In den Büchern wird genau dokumentiert, welches Lot sich wann wo befindet und wie verarbeitet wurde.


Blick auf einen Teil der ökologischen Ausgleichsflächen am Rand der Plantage, die auf dieser Farm über 50% der Gesamtfläche ausmachen. Dieser Waldteil wurde als „reserva legal“ registriert und muss somit per Gesetz so belassen werden. Links im Bild der Kaffee.