Die Plantage und ihre spezielle Geschichte...
Das Dörfchen "El Progreso" |
Ruine: ehemaliges Haus von Manuel Cobos |
Geschichte von El Cafetal (vorher: El Progreso)
El Cafetal heute
Die fünf Merkmale des
Café de Galapagos (Plantage El Cafetal)
Der Kaffee von El
Cafetal zeichnet sich, neben seiner speziellen Geschichte, durch folgende
Besonderheiten aus:
·
Klimatische
Bedingungen und nährstoffreiche Böden: Durch den kühlen Humboldt-Strom und
die warme Meeresströmung aus Panama entsteht auf San Christobal ein auf einer
Höhe von 300-500 M.ü.M. ein Klima, welches einer Höhe von normalerweise
1200-1300 entspricht. Der Kaffee wächst hier deshalb auf einer für Kaffee
geringen Höhe von 250-400 M.ü.M. Besonders in den höheren Lagen auf den Inseln
gibt es ein perfektes Gleichgewicht zwischen Sonnenlicht und Regen, welches dem
Kaffee einen speziellen Geschmack und Aroma verleiht. Die vulkanischen Böden
sind überdies nährstoffreich und sorgen für ideale Bedingungen im Kaffeeanbau.
·
Varietät
– Bourbon: Eine Besonderheit der Plantage ist die Varietät und das Alter
der Kaffeebäume. Noch heute stehen auf El
Cafetal die ursprünglich gepflanzten Bäume der Varietät Bourbon – sie sind
teilweise 150 Jahre alt. Die Samen dazu
wurden 1879 aus Panama importiert. Natürlich hat die Produktivität der Bäume in
den letzten Jahren aufgrund des hohen Alters rasant abgenommen; ein Problem,
dass die Familie Gonzalez in den nächsten Jahren angehen muss. Ziel ist es, die
Plantage Schritt für Schritt neu aufzuforsten, mit selbst gezogenen Setzlingen
von den ursprünglich gepflanzten Bäumen. Wilson Gonzalez ist überzeugt, dass
die Bäume über besonders gutes genetisches Material verfügen und eine solide
Basis für die Zukunft sind.
·
Biologischer
Anbau: Auf die Verwendung von chemischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln
wird hier komplett verzichtet. Als Dünger werden lediglich die kompostierten
Kaffee-Kirschen verwendet. Während des gesamten Verarbeitungsprozesses wird
darauf geachtet, dass die Umwelt geschont wird. So wird das Wasser für mehrere
Prozesse verwendet und das Abwasser in fachgerechte Sickerbecken geleitet.
·
Anbau im
Agroforstsystem: Der Kaffee auf El
Cafetal wird im sogenannten Agroforstsystem angebaut. Dabei wächst und
reift der Kaffee im Schatten zahlreicher Bäume. Im Vergleich zum Anbau mit
Schattenbäumen gibt es in einem Agroforstsystem nicht nur 2-3 verschiedene
Baumarten, sondern eine grosse Vielfalt einheimischer Pflanzen und Bäume. Diese
Art von Wald hat, wie der Primärwald, verschiedene Ebenen (Gräser zu untersten,
danach Kaffee, darüber Bäume verschiedener Höhen). Damit wird der Wald, in dem
der Kaffee ursprünglich wuchs, imitiert und bietet zum Beispiel einen
Lebensraum für Vögel. El Cafetal ist
mit dem „Bird Friendly“ Certificate
ausgezeichnet, welches vom Smithsonian
Migratory Bird Center für biologische Plantagen mit einer Vielfalt von Schattenbäumen
vergeben wird. Durch das Agroforstsystem entsteht ein Klima, welches ideal für
die Entwicklung des Kaffeebaums ist. Extreme Hitze oder zu starker Regen werden
abgefedert. Das organische Material, welches von den Bäume auf den Boden fällt,
spendet natürliche Nährstoffe und dient damit als Dünger für den Kaffee.
Ursprünglich durch Manuel Cobos eingeführt, ist der Anbau im Agroforstsystem
ein fester Bestandteil des Kaffees von El
Cafetal geworden. Dieses Anbausystem ist einerseits die Philosophie der
Familie und entspricht andererseits auch den strengen Umwelt-Policies der
Galapagos-Inseln. Der Wald spielt eine zentrale Rolle dafür, dass San
Christobal auch in Zukunft über reichlich Süsswasser verfügt. Durch die durch
den Wald verursachte Verdunstung regnet es regelmässig.
Wilson Gonzalez erwähnt im Gespräch einen weitere spannenden Punkt: Heute
wäre auf der keine andere Anbauweise möglich. Aufgrund der hohen Kosten für
Arbeit wird die Plantage so wild wie möglich gehalten. Arbeiter entfernen
schneiden einmal im Jahr das Unkraut am Boden und bringen die Pulpe als Dünger
aufs Feld. Alle paar Jahre werden die Kaffeebäume und Schattenbäume zurückgeschnitten.
Ansonsten wird die Plantage weitgehend sich selbst überlassen.
Plantage vor der jährlichen "Reinigung" - die Kaffeebäume sind von Unkraut überwachsen |
·
Qualität:
Die Qualität des Galapagos Kaffees wird mittels durchdachten Selektionsprozesse
bei der Ernte und Verarbeitung erreicht. Als die Familie Gonzalez die Plantage
1990 übernommen hat, musste neben der Revitalisierung der Plantage vor allem an
diesen Prozessen gearbeitet werden. Als erstes Projekt wurde die Verarbeitung
im Detail angeschaut und das bestehende Beneficio umgebaut. Wilson Gonzalez hat
dabei zusätzliche Arbeitsschritte zur Kontrolle und Selektion der reifsten und
für den Export geeigneten Kaffeekirschen entwickelt. Folgende Arbeitsschritte
gehören zum Standardablauf:
1. Die reifen Kaffeekirschen werden durch geschulte
Pflücker von Hand geerntet, wie dies in Lateinamerika üblich ist. Auf der
Plantage arbeiten rund 20 Festangestellte und zusätzlich 40 temporäre
Erntehelfer. Normalerweise gibt es 3 Erntedurchgänge. Der Farm Manager behält
die Übersicht über die 45 Lots der Plantage und teilt den Erntehelfern jeweils
ein Lot zu.
2. Bei Ankunft am Beneficio werden Kirschen pro Lot
in eine Wasserbecken gegeben. Die sogenannten „Floaters“ schwimmen oben auf.
Leichte Bohnen und Fremdkörper können so entfernt werden.
3. Der dritte Schritt ist speziell auf El Cafetal.
Beim Beneficio steht ein Sortiertisch. Arbeiter sortieren die Kirschen von Hand
nach Farbe. Nur die roten, reifen Kirschen werden für den Export
weiterverarbeitet.
4. Nun gehen die Kirschen durch eine Maschine zur
Erkennung der Menge des Fruchtfleischs (Honig): rote Kirschen mit zu wenig
Fruchtfleisch werden aussortiert.
5. Depulping der Kaffeekirschen
6. Auf El Cafetal sind die Kaffeebohnen gross - teilweise
so gross, dass im Beneficio ein einem separaten Arbeitsschritt maschinell die grössten
Bohnen aussortiert werden. Dies, weil zu Grosse Bohnen bei Verarbeitung mit
sich bringen können.
7. Die Bohnen werden in einem Becken während rund
8h fermentiert.
8. Der Kaffee wird erneut nach Gewicht separiert
und Floaters aussortiert.
9. Waschen: Mit Wasserdruck wird der Honig von den
Bohnen gewaschen; es bleiben die Kaffeekirschen im Pergamino.
10. Zuletzt
folgt die Trocknung: die Bohnen werden auf dem Patio des Beneficios an der
Sonne vorgetrocknet.
Export
Nach der Vortrocknung auf der Hacienda wird der Kaffee per
Pick-Up nach San Christobal transportiert, wo im Zentrum des Städtchens ein
grosser Patio mit einem kleinen Büro und einem Zwischenlager aus alten Zeiten
steht. Auf dem grossen Patio werden die Bohnen fertiggetrocknet. Hier geht es
in der Erntezeit rund. Im Office wird Buch geführt über Mengen, Lots und verladenen
Kaffee geführt. In eigens für den Kaffee gemieteten Containern erfolgt die
Verschiffung nach Guayaquil. Dort werden die Bohnen in der Trockenmühle
zwischengelagert. Erst kurz vor dem Export wird der Pergamino entfernt und der
Kaffee via Panamakanal exportiert.
Office, Lagerhaus und Patio mitten in der "Stadt" |
Gespräch mit Wilson Gonzalez im Office, San Christobal |
Abschiedsfoto vor dem Lagerhaus gleich neben dem Office in San Christobal mit Nicolas (links) und Wilson (rechts) |
Auf dem Plantagenrundgang erzählt mir Wilson Gonzalez zwei
weitere erzählenswerte Dinge:
·
Auch auf Galapagos waren die Auswirkungen von El
Nino in diesem Jahr zu spüren. Auch wenn das Agroforstsystem den Kaffee vor
Wetterextremen schützt, hat ein tendenziell wärmeres und trockeneres Klima
dafür gesorgt, dass alle Kirschen zur gleichen Zeit gereift sind und deshalb nicht
alle gepflückt werden könnte. Ein Teil der Ernte ging auf diese Weise verloren.
Von Roya befallener Kaffee-Baum. Erstes Anzeichen: hellgelbe Flecken. Hier: dunkelgelbe Flecken darüber ist Verticilium. Nach "Heilung" bleibt ein brauner Fleck, ebenfalls im Bild. |