Marcala

Eine Region, die den Kampf gegen die Roja gewonnen hat


10.03.2017       

Nach einer kurzen Nacht in Comayagua geht es heute in die Marcala Region nach Esperanza. Die Fahrt dauert nur eine Stunde und geht in die Berge der anderen Talseite von Comayagua.  Unten im Talkessel ist es sehr heiss und die Trockenzeit hat ihre Spuren hinterlassen. Gemüse wird hier mit Bewässerung angebaut. Uns zieht es jedoch wieder bergwärts, wo der Kaffee wächst. Marcala war jene Region in Honduras, welche in den letzten Jahren am stärksten von der Kaffee-Roja betroffen war. Die Kaffeebäume verliefen beim Befall mit diesem Schimmelpilz die Blätter und die Äste sterben zum Teil ab. Meist hilft dabei nur eine Neubepflanzung der Felder mit Roja-resistenten
Pflanzen. Dies ist wiederum sehr teuer, da in den ersten 3 Folgejahren einer Neupflanzung praktisch nur Kosten entstehen und kein Ertrag. Man spricht in der Branche von ca. 10‘000 USD pro Hektare in Honduras. Ein Investment welches sich gerade in dieser Region nicht viele leisten können und so erfolgte der Wiederaufbau über mehrere Jahre.


In Esperanza angekommen können wir die Höhe deutlich spüren. Hier auf ca. 1‘800 Meter über Meer ist das Klima deutlich kühler. Ich habe heute die Gelegenheit, einige für Honduras grössere Farmen anzuschauen. Die Fincas, wie die Farmen hier genannt werden, sind zwischen 20 und 150 Hektaren gross und werden sehr professionell geführt. Leute, welche Agronomie studiert haben leiten die Farm. Auch hier ist die Ernte in den letzten Zügen und ca. 60 Pflücker und vor allem Pflückerinnen sind in den Feldern unterwegs. Die Marcala Region ist sehr arm. So ist die ganze Region von der Kaffeeproduktion abhängig. Bei vielen Familien arbeiten die Männer in der Stadt oder in den USA und senden monatlich Geld nach Hause, welches dringend benötigt wird. Die Frauen bleiben oft über Monate alleine mit ihren Kindern zu Hause. Ein Zustand, welcher das mitteleuropäische Herz schwer werden lässt.

Viele Frauen möchten sich während der Kaffeeerntezeit einen Zustupf verdienen. Dies ist jedoch nur bedingt möglich, da die Frauen auch auf Ihre Kinder aufpassen müssen. Hier kommt der Vorteil einer grossen Farm zum Tragen. Auf der von mir besuchten Farm gibt es einen Kindergarten für Kleinkinder, damit die Frauen Kaffee pflücken können. Der Eigentümer der Farm ging jedoch noch weiter und hat das Land für den Bau einer Schule gespendet. Zusammen mit der Regierung konnte so ein Projekt realisiert werden, welches ca. 100 Kindern über 8 Stufen die Möglichkeit bietet, die Schule zu besuchen. Ich werde mit einer grossen Freundlichkeit empfangen. Den Kindern scheint es Spass zu machen zur Schule zu gehen. Mit der Hilfe des Farmbesitzers konnte sogar ein Computerraum eingerichtet werden. Der schwierigste Teil war die Suche nach einer Lehrperson, welche Unterricht am Computer erteilen kann. Ein Jahr dauerte die Suche. Auch das ist Honduras.

Im Gespräch mit den örtlichen Agronomen wird auch immer wieder das Thema biologische Kaffeeproduktion besprochen. Bei den Experten gibt es keine zweite Meinung: Wenn die Regeln den biologischen Anbaus zu 100% umgesetzt werden, wird 5 bis 8 Mal weniger Kaffee produziert als beim konventionellen Anbau oder dem Anbau mit anderen Labels. Die genaue Zahl ist von der Bodenbeschaffenheit und von den Niederschlägen abhängig. Somit ist Biologischer Kaffeeanbau in dieser Region keine Alternative.

Ein weitere Thema sind die immer geringeren Niederschläge. So wird beim Kaffeeanbau in Honduras von einer jährlichen Bedarf von 1400 Millimeter ausgegangen. Bis vor 5 Jahren wurden diese Mengen um das doppelte übertroffen. In den letzten 5 Jahren gab es fast in vielen Regionen eine Punktlandung auf diese Menge. Somit dürfen die Niederschläge nicht noch weniger werden, sonst kommen neue Probleme auf den Kaffeeanbau in Honduras zu. Das Land welches, als einziges Kaffeeanbauland seine Mengen auf noch nie dagewesene Volumen steigern konnte. Mit richtiger Unterstützung kann diese Entwicklung sicher weiter geführt werden, denn die Bedeutung von Honduras als Kaffeeanbauland wächst von Jahr zu Jahr, sei es im Massenmarkt oder bei der immer stärker wachsenden Anzahl an Kaffeeliebhabern im high-end Bereich.