Der Weg des Kaffees

Vom Bauern bis zur Verschiffung

20. Februar 2016

Der letzte Tag steht uns bevor. In Garzon besichtigen wir eine weitere Buying Station (Aufkaufstation und Lagerhaus von Kaffee), wo wir erneut Kaffee verschiedener Orte im Huila cuppen. Danach geht es mit dem Auto zurück ins 2 Stunden entfernte Neiva, wo wir als letzter Programmpunkt der Reise eine Dry Mill anschauen. 

Die Buying-Station

Exporteure verfügen über diverse Buying Sations, wo die Kooperativen/Produzenten ihren gewaschenen und getrockneten Kaffee im Pergamino abliefern. Bereits hier wir ein erstes, repräsentatives Muster gezogen, um die Qualität und den Preis der Bohnen zu bestimmen. Dabei werden einerseits die „defectos“ gezählt und die Feuchtigkeit gemessen, und andererseits bereits hier das Profil des Kaffees mittels Cupping bestimmt. Ist die Qualität definiert, wird der Kaffee eingelagert, bis er kurz vor Verschiffung in einer Trockenmühle (siehe unten) verarbeitet wird. Aufgrund der speziellen „öko-topografischen“ Verhältnisse im Huila haben die Kaffees je nach Dorf ein anderes Geschmacksprofil. Sie werden deshalb getrennt nach Dorf (z.B. Pitalito, Garzon, ….) eingelagert. Beim Kauf der Kaffeebohnen durch anspruchsvolle Kunden wie wir, wird jeweils der Kaffee mit dem passendsten Geschmacksprofil ausgesucht. Bei weniger anspruchsvollen Röstern wird ein Standardprofil zusammengemischt.



Die Trockenmühle (Dry Mill)


Sobald die Kaffeebestellung eines Kunden über das Exportbüro in Bogota erfolgt ist, wird der Kaffee im Pergamino von Garzon oder Pitalito nach Neiva in die Trockenmühle transportiert und dort verarbeitet. Nach dem Wägen des LKW’s mit dem Kaffee wird ein erstes Muster des Kaffees gezogen und analysiert, bevor letzterer in die voll automatisierte Mühle geht (früher geschah die Sortierung der Kaffee-Bohnen noch von Hand). Dort wird zuerst der Pergamino entfernt. Danach werden die Bohnen schrittweise zuerst nach Grösse, dann nach spezifischem Gewicht und mit einem Laser-Sorter nach Farbe sortiert und in Jutesäcke abgepackt. Zum Schluss erfolgt eine erneute Qualitätskontrolle und Freigabe der Ware. Die hier durchgeführten Qualitätskontrollen sind rigoros und beeindrucken. Entlang des gesamten Prozesses wird die Qualität und das Geschmacksprofil immer wieder bestimmt und verifiziert. Alleine in der Trockenmühle werden 60 Tassen pro Container gecuppt. Während dem Prozess werden rund 5% der Bohnen aussortiert (kleine, leichte, dunkle Bohnen) und 20% des Gewichts gehen durch das Entfernen des Pergaminos verloren.


Nach Freigabe der Ladung wird der Kaffee in Jutesäcken per Lastwagen an den Hafen transportiert. Während in anderen Ländern der Kaffee schon in der Dry Mill in Bulk abgepackt wird, wird dies in Kolumbien aus Gründen der Qualität von der sogenannten operadora portuaria (Verschiffungs-Firma mit Lizenz der Regierung) in Bulk abgepackt und verschifft. 

Hier wurde der Kaffee früher noch von Hand sortiert.



Cupping und Geschmacksprofile


In den letzten Tagen hatten wir die Gelegenheit, Kaffee verschiedenster Regionen zu cuppen. Dies ist in Kolumbien besonders spannend, denn das Geschmackprofil des Kaffees wird aufgrund der Topographie und klimatischen Verhältnisse durch die sogenannten „ecotopos“ (Regionen mit spezifischen topografischen und klimatischen Eigenschaften) massgeblich beeinflusst. Insgesamt sind für das Geschmacksprofil nicht nur die Varietät und Erntepraxis (nur reife Cherries) und die richtige Verarbeitung des Kaffees entlang des gesamten Prozesses massgebend, sondern auch Faktoren die Bodenbeschaffung, Sonneneinstrahlung, Schatten, Düngung, Regenfall etc. Aufgrund der vielen verschiedenen Mikroklimas in den Regionen haben so die Kaffees je nach Dorf/Mikroregion ein anderes Geschmacksprofil. Um das für den Röster passendste Geschmacksprofil zu identifizieren, ist die Kalibrierung der Profile mit den Lieferanten wichtig; die lokalen Cupper müssen die Profile aller Kunden kennen und den jeweils passendsten Kaffee selektionieren. Bei den zahlreichen Cuppings  identifizieren wir jeweils das für uns perfekte Profil. Die lokalen Cupper schätzen diesen Austausch sehr und schreiben jeweils fleissig alles Besprochene auf, damit die nächste Kaffeelieferung aus dem Huila unseren Geschmack trifft. 


Von Neiva aus fliegen wir nach Bogota zurück. Für Bruno geht die Reise heute zu Ende. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge schauen wir auf die letzten 10 spannenden, aber auch stressigen Tage zurück. Wir sind dankbar für die vielen spannenden Tage, schönen Erlebnisse und die unglaubliche Gastfreundschaft all der Menschen, die uns begleitet und herumgeführt haben.